Klönschnack

Köpfe aus Eversten

Dörte Lossin

Leitung Ortskuratorium Oldenburg

Große Dankbarkeit

Wenn die Sonne wie an diesem Vormittag in den gemütlichen Garten scheint und die Wärme zum Verweilen auf der Terrasse einlädt, wird Dörte Lossin einmal mehr bewusst, wie wohl sie sich hier fühlt. Mittendrin in Eversten wohnt sie mit ihrem Mann – und das seit nunmehr fast 40 Jahren. Echte Everstener sind die beiden geworden, obwohl sie nicht einmal in Oldenburg geboren sind.

Dörte Lossin, Jahrgang 1943, stammt aus Ostpreußen. „Mein Vater war an der Ostfront“, blickt sie zurück, „1945 sind wir geflohen“. Die Eltern hatten Bekannte in Oldenburg, daher war klar: Fällt die Entscheidung zur Flucht, muss der Weg dorthin gefunden werden. Insgesamt sechs Monate dauerte das Unterfangen, schließlich kam die sechsköpfige Familie an der Hunte an. „Es gab Probleme, keine Frage“, erinnert sich Dörte Lossin, fügt aber hinzu: „Grundsätzlich sind wir mit offenen Armen empfangen worden. Alle haben geholfen.“ Und so wuchs sie in Etzhorn auf.

An das Abitur an der Cäcilienschule in Oldenburg schloss sich eine kurze Phase der Unsicherheit an. Der weitere Weg? Unklar. Der Großvater mütterlicherseits, „ein Kümmerer“, wollte sie unterstützen und ermöglichte ihr die Chance, zwei Semester lang in ein geisteswissenschaftliches Studium hineinzuschnuppern. In Würzburg, wo auch ihr Bruder studierte, schrieb sich Dörte Lossin schließlich für Kunstgeschichte und Germanistik ein. „Und dann lernte ich einen Pharmaziestudenten kennen“, erinnert sie sich.

Der blickt jetzt kurz aus dem Haus heraus, wünscht einen angenehmen Tag und verabschiedet sich wieder in Richtung Arbeit. „Jahrgang 1938“, sagt sie schmunzelnd. Und bevor man anfängt zu rechnen und dann noch mehr zu staunen, erläutert Dörte Lossin, dass ihr Ehemann noch immer täglich in seiner Apotheke in der Hauptstraße stehe und die Menschen versorge. „Ich schau ihn mir jeden Morgen an und entdecke die anhaltende Begeisterung für seinen Beruf.“

In den 1960er Jahren, als sie ihren Eike Friedrich kennenlernte und rasch heiratete, stand ihr Entschluss fest: Das geisteswissenschaftliche Studium wurde abgebrochen, auch sie sah ihre berufliche Zukunft eher im Bereich der Pharmazie. Ein zweijähriges Praktikum, das mit einem Examen endete, verschaffte ihr die Grundlagen. Ihr Ehemann erhielt das Angebot, in einer Hamburger Apotheke zunächst zu arbeiten und diese später sogar zu übernehmen. Als davon aber in der Folge keine Rede mehr war, entschied sich das Ehepaar Lossin für einen Schnitt und zog 1966 nach Oldenburg. Und hier klappte es mit der eigenen Apotheke, deren Inhaber Lossin bis heute ist.

Zum beruflichen und familiären Glück – die Lossins haben einen Sohn und eine Tochter – gesellte sich eine weitere Leidenschaft, der Dörte Lossin mit anhaltender Begeisterung nachgeht: der Liebe zu erhaltenswerten Gebäuden, sprich: der Denkmalpflege. „Anfang der 90er Jahre erhielten wir als Geschenk ein Abonnement des Monumente-Magazins“, erinnert sie sich. Ihr Interesse war geweckt. Der Verlag hatte unter anderem großformatige Abbildungen von Denkmalen im Angebot, die Dörte Lossin in der Apotheke ausstellte. „Das war eine angenehme Abwechslung zu den sonst üblichen Präsentationen.“

Und angesichts der großen Bestellmengen entstand in der Folgezeit der Kontakt zur Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und eine Idee: ein Ortskuratorium der Stiftung in Oldenburg. Mit diesen Einrichtungen sollte die Idee der Stiftung in die Städte getragen, dort besser bekannt gemacht werden. „Oldenburg war eines der ersten“, sagt Lossin. „Inzwischen gibt es über 80.“ In einer kulturell vielfältigen Stadt mit vielen interessierten Menschen traf und trifft das Angebot der Stiftung auf große Resonanz. Mit Vorträgen und Aktionen zum Tag des offenen Denkmals rücken Dörte Lossin und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter die Bedeutung von denkmalgeschützten Gebäuden in den Mittelpunkt. „Das ist eine sehr schöne ehrenamtliche Arbeit, über die ich sehr viele tolle Menschen kennengelernt habe“, sagt sie mit großer Dankbarkeit.

Und eben die empfinde sie ohnehin mit Blick auf ihr ganzes Leben. „Wir sind sehr dankbar für alles“, betont sie an diesem sonnigen Vormittag mitten in Eversten. Sie selbst arbeitet übrigens auch noch jeden Tag in der Apotheke. Begeisterung ist halt keine Frage des Alters.

 

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