Klönschnack

Köpfe aus Eversten

Konstantinos Leontarakis

Inhaber und Gründer Restaurant „Elena“

Familienmensch: Kostas Leontarakis umgeben von seiner Frau Sula, seinen Töchtern Jota, Elena und Dimitra, zwei seiner Schwiegersöhnen, Christos und Babis, sowie seinem Neffe Alekos vor ihrem Restaurant „Elena“ am Marschweg.

Ein Stück Ägäis am Marschweg

Ein Freitagabend im „Elena“, mitten in Eversten: Das Lokal platzt aus allen Nähten, der beliebte Treffpunkt im Stadtteil lebt. Mittendrin Konstantinos Leontarakis, Inhaber und Gründer des griechischen Restaurants am Marschweg, den alle liebevoll Kostas nennen. Seine Gäste begrüßt er mit einem Ouzo, nimmt an den Tischen Platz und plaudert dort mit Freunden und Nachbarn. „Es geht mir gut, wenn sich die Leute bei mir wohlfühlen“, sagt der 82-Jährige.

Wer einmal das Restaurant gegenüber vom Stadion betreten hat, liebt diese persönliche Atmosphäre. Griechische Gastlichkeit kombiniert mit Oldenburger Klönschnack – das haben gerade in Corona-Zeiten nicht nur die Stammgäste am Marschweg vermisst.

Seit fast 25 Jahren lassen sich die Everstener Gyros, Moussaka und Souvlaki im „Elena“ schmecken. Der Familienbetrieb mit Ehefrau Sula, den drei Töchtern Jota, Elena und Dimitra sowie den Schwiegersöhnen Christos, Babis und Giorgos, die alle mit anfassen, ist ein fester Anlaufpunkt im Stadtteil geworden. Denn gerade die Geselligkeit spielte immer eine große Rolle. Familie Leontarakis knüpfte Freundschaften mit vielen Gästen und weckte bei den Oldenburgern das Fernweh. Viele von ihnen brachen im Sommer mit Reiseleiter Kostas auf, um gemeinsam mit ihm die Ägäis zu erkunden.

Mit Offenheit für Neues und einer Portion Abenteuerlust im Gepäck ging Leontarakis auch im Sommer 1963 neue Wege. Auf der Rückbank eines VW-Käfer, als dritter Mann einer griechischen Fahrgemeinschaft, führte der Weg von seiner Heimatinsel Thassos über Balkan und Alpen bis nach Nordhessen. Mit wenig Geld und ohne Deutschkenntnisse schlug er sich in jungen Jahren durch. Er lernte die Sprache, studierte Elektrotechnik in Gießen, womit er sich eine Existenz aufbaute und eine Familie gründete. Mit Sorge blickte er in dieser Zeit Richtung Heimat, da in Griechenland eine Militärjunta wütete. Nach Ende der Diktatur 1974 zog es ihn dann wieder nach Thassos zurück.

Aber das Pendeln zwischen den zwei Welten war noch nicht zu Ende. Als Tochter Elena 1996 während ihrer Ausbildung zur Werbekauffrau in Oldenburg schwer erkrankte, stand der Familienvater immer an ihrer Seite. „Ich weiß bis heute die Unterstützung der Menschen hier zu schätzen und bin dankbar dafür“, sagt er im Rückblick auf die schwere Zeit. Die Familie entschied sich, nach Elenas Genesung in Oldenburg zu bleiben und hier eine neue Existenz aufzubauen.

Doch Gastwirt wollte Konstantinos Leontarakis eigentlich gar nicht werden. Lakis, sein Bruder und Inhaber des „Thassos“ in Osternburg, ließ aber nicht locker. Sein Enthusiasmus für das Projekt besiegte Kostas anfängliche Skepsis. Von der Pacht des Lokals im Februar 1997 bis zur Eröffnung vergingen nur vier Monate. Und was lag näher, als das Restaurant nach Tochter „Elena“ zu benennen? Aus Dankbarkeit an die damalige Solidarität vieler Oldenburgerinnen und Oldenburger veranstaltet das Restaurant noch immer einmal im Jahr einen Wohltätigkeitsabend zugunsten der Elterninitiative krebskranker Kinder – jedes Mal mit großem Erfolg. „Meine Sorge ist, dass dies wegen der Pandemie vorerst nicht stattfinden kann“, bedauert der Gastwirt.

Sein bewegtes Leben erzählt Leontarakis in seinem Buch „Ein Leben – zwei Welten“, das im Jahr 2015 beim Isensee-Verlag erschien. Das Foto auf dem Cover sagt dabei mehr als tausend Worte: Bei einem Segeltörn auf der Ägäis schenkt er seinen deutschen Freunden in entspannter Urlaubsatmosphäre einen Ouzo ein. Kontakt- und gastfreundlich und immer offen für Neues pendelt Leontarakis seit nunmehr sechs Jahrzehnten zwischen seinen zwei Welten.

Fühlt er sich nun eher als Grieche oder Deutscher, mehr als griechischer Oldenburger oder Oldenburger Grieche, wird er oft gefragt. „Ein bisschen von allem“, sagt er dann meistens. In den vergangenen 25 Jahren ist er aber vor allem eines geworden: Ein Everstener mit Leib und Seele.

 

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