Klönschnack
Köpfe aus Eversten
Dirk Boltes
Landwirt
Ein Hof mit besonderer Tankstelle
Heraus aus dem trubeligen Stadtleben und hinein in die ruhige Umgebung – dafür ist in Oldenburg oft nur ein kurzer Weg notwendig. Bestes Beispiel: Der Hof von Dirk Boltes und seiner Familie am Freesenweg 85. Eben war man noch mitten in Eversten, und eine ganz kurze Fahrt später steht man an der Einfahrt zum Betrieb; freundlich-neugierige Begrüßung durch den Hofhund Maya inklusive.
Dirk Boltes lebt und arbeitet hier überaus gerne. Der waschechte Everstener, 1958 geboren, verlebte die ersten vier Lebensjahre auf dem elterlichen Hof, als dieser noch an der Ecke Kaspersweg/Edewechter Landstraße angesiedelt war. 1962 folgte der Umzug an den Freesenweg. Der berufliche Weg in Richtung Landwirtschaft war von Beginn an vorgezeichnet. „Es stellte sich gar nicht die Frage, etwas anderes zu machen“, erinnert sich Dirk Boltes. Exemplarisch eine Anekdote aus der Schulzeit: „Wir sollten einen Aufsatz schreiben. Natürlich habe ich über unseren Hof erzählt“, blickt er lachend zurück.
Eine klassische Ausbildung absolvierte er in der Folgezeit, 1982 erwarb Dirk Boltes den Meistertitel. Zwar war er zwischendurch zwei Jahre außerorts eingesetzt, doch kehrte er schließlich auf den Hof am Freesenweg zurück. Zunächst agierte er als Pächter ab dem Jahr 1985, als er auch seine Ehefrau Meike heiratete, später dann, ab 1992, als Besitzer. Seitdem führt er die Geschicke auf dem Hof und ist überaus froh, dass zwei seiner drei Töchter, Maren und Tanja, nicht nur längst mit eingestiegen sind, sondern den Hof auch übernehmen werden. „Nach und nach möchte ich mich aus der Verantwortung herausziehen“, sagt Boltes. Im Sommer wurde daher eine GbR gegründet.
Die Töchter übernehmen einen Hof, der über die Jahrzehnte immer weitergewachsen ist. „Wir haben mit 30 Kühen begonnen. Inzwischen leben hier rund 270 Tiere.“ Auch die Infrastruktur wurde ausgebaut, unter anderem richtete er Boxen-Laufställe und Wasserbetten für die Tiere ein. Die Verantwortung gegenüber den Tieren nehmen die Boltes sehr ernst. Und informieren auch darüber: Info-Tafeln an den Gebäuden geben Auskunft über das, was hier passiert. Gäste auf dem Hof sind beileibe nicht selten: Nicht nur begrüßt die Familie regelmäßig und gerne Schulklassen, auch nutzen Spaziergänger oder Besucher der Milchtankstelle die Gelegenheit, um sich einen Einblick zu verschaffen.
Gar nicht ungewöhnlich ist an diesem Morgen der Besuch eines Radiosenders. Die Gäste von „Antenne“ drehen mit Boltes Töchtern einen Podcast über die Arbeit auf dem Hof im Allgemeinen und im Stall im Besonderen. Auch das eine Form der Offenheit, die der Hofbesitzer und seine Familie gerne vorleben. Eine konstruktive Möglichkeit, das Leben in der Landwirtschaft nach außen zu tragen – die harschen Töne liegen ihm nicht so. „Man muss sichtbar bleiben“, sagt er über die Proteste, die aktuell an vielen Orten laut werden. „Aber man darf den Bogen nicht überspannen.“
Freizeit kennt Boltes kaum, scheint diese aber auch nicht übermäßig zu vermissen. Wenn es die Arbeit auf dem Hof oder das Engagement in diversen Ehrenämtern, unter anderem bei der Freiwilligen Feuerwehr oder im Landvolk, zulassen, lenkt sich Boltes gerne mit Kegeln oder Radfahren ab. „Da lässt sich dann Arbeit und Erholung miteinander verbinden“, sagt Boltes schmunzelnd. „Wenn ich eine Runde auf dem Rad drehe und dabei die Tiere zähle.“
Und Corona? Tatsächlich hat das Geschäft an seiner Milchtankstelle, die rund um die Uhr geöffnet ist, in Pandemiezeiten sogar noch angezogen. Aber natürlich seien die Auswirkungen der Krise durchaus auch in negativer Hinsicht zu spüren, nicht zuletzt beim Milchpreis, der stark unter Druck geraten sei.
Wer die frische Milch vom Hof einmal genießen möchte, kann die Milchtankstelle ansteuern – und sich zusätzlich unter www.milchviehbetrieb-boltes.de über die Arbeit auf dem Hof informieren. Und das sogar per Video: Ein Beitrag für das Format „My Kuhtube“ gibt Einblicke in den Stall der Boltes.